Singakademie Gera e.V.

Singakademie Gera e.V.

23.12.2022

GLORIA SEI DIR GESUNGEN

Ein Jahr geht zu Ende, ein Jahr, das es in sich hatte. Immer noch Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, zunehmende wirtschaftliche Schwierigkeiten und gesellschaftliche Spannungen – all dies lässt uns kaum zur Ruhe kommen. Jeden Tag neue Hiobsbotschaften in allen Medien zu lesen und oft genug auch selbst schwierige Phasen durchzumachen, erfordert ein hohes Maß an Stressresistenz. Da erwarten wir sehnlichst ein paar ruhige Tage, freie Zeit für Spaziergänge und gutes Essen, für gute Gespräche und gute Musik. Zumindest für Letzteres konnten wir am Vorabend des ersten Advents im Schloss in Altenburg und am vergangenen Mittwoch in der Salvatorkirche in Gera sorgen. Unser diesjähriges Adventskonzert sollte Frieden und Beständigkeit in Zeiten, in denen nichts von Dauer ist, vermitteln.
Mit Werken von Bach und Strawinski, von Jenkins und Tschaikowski sowie klassischen Weihnachtsliedern, unterstützt von Peter Wiegand an der Violine, Cornelius Herrmann am Violoncello sowie Benjamin Stielau am Klavier, führten wir unsere Gäste eine gute Stunde lang durch die Jahrhunderte, ließen vergangene Zeiten auferstehen und die Mühen und Widrigkeiten der Gegenwart in den Hintergrund treten. Mit Bachs Choral “Gloria sei dir gesungen”, der auch das Motto dieser Konzerte war, begann der Abend festlich und glanzvoll. Mit “O komm, o komm Emanuel” folgte ein wenig bekanntes Lied aus dem 15. Jahrhundert, in einer Fassung von David Willcocks. Von ganz anderem Charakter ist das “Ave Maria” von Igor Strawinski. Schwingend wie eine Glocke, fast meditativ, trägt es das Gebet an die Jungfrau durch den Konzertsaal oder die Kirche. Ganz anders dagegen Peter Tschaikowskis “Wo Engelsstimm’ im Lied erschallt”. Hymnisch, glanzvoll – Engelsstimmen eben. Ob wir dem gerecht geworden sind? Das kann nur das Publikum entscheiden. Noch einmal Johann Sebastian Bach: das “Psallite Deo nostro” aus dem “Magnificat” (BWV 243): tänzerisch, freudig. Manch einem wird Karl Jenkins’ “Cantate Domino” bekannt vorkommen: Es war als “Adiemus” ein ziemlich großer Hit von Enya. Und zum Abschluss ein wenig Kitsch: Harry Simeones “The Little Drummer Boy”, nicht ganz einfach zu singen, vor allem für die Männerstimmen, da gibt es noch Verbesserungspotenzial. Natürlich dürfen auch die “einfachen Lieder” nicht fehlen: “Joseph, lieber Joseph mein”, “Als ich bei meinen Schafen wacht”, “Zu Bethlehem geboren” und als Zugabe “Es ist ein Ros’ entsprungen” sorgen dann für die weihnachtliche Stimmung.
Natürlich haben auch die Musiker zum Programm beigetragen: Gabriel Faurés “Pavane”, der “Liebestraum” von Franz Liszt sind wohl den meisten bekannt. Weniger bekannt dagegen sind Claude Debussys “Les cloches” oder Max Regers “Weihnachten”. Letzteres entstand während des Ersten Weltkriegs und Reger verarbeitet hier die Kriegserfahrungen. Entsprechend düster beginnt dieses Stück. Reger verarbeitet bekannte Weihnachtslieder, so zum Beispiel “Vom Himmel hoch” oder “Stille Nacht”. Gerade heute bedrückt dieses Stück besonders, für die Ukrainer wird Weihnachten in diesem Jahr ein sehr trauriges Fest werden. Traurig, wie die Grundstimmung von Regers Stück. Versöhnlich dagegen der so bekannte und beliebte “Abendsegen” aus der Oper “Hänsel und Gretel” von Engelbert Humperdinck. Wir haben zwei wunderschöne Konzerte gesungen und unserem Publikum eine Stunde der Ruhe und Besinnlichkeit geschenkt. Und wir wünschen uns, dass es diese Ruhe und Besinnlichkeit über die Feiertage bewahren kann.
Wir wünschen allen unseren Verwandten und Freunden ein gesegnetes Weihnachtsfest, einen guten und unfallfreien Rutsch ins neue Jahr und ein friedliches, glückliches und gesundes Jahr 2023!