Singakademie Gera e.V.

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02.09.2017

SPRICHWÖRTLICHES BAMBERG

Wussten Sie schon, wie man „jemanden die Leviten liest“? Oder wie man „jemanden abkanzelt“? Obwohl, das „Wie“ ist ja nicht die Frage, sondern woher kommen solche Sprichwörter? Alle diese spannenden und außerordentlich unterhaltsamen Fragen werden, so man möchte, auf einer zweistündigen Stadtführung in Bamberg beantwortet. Und genau das war auch das Ziel unserer Chorausfahrt am Samstag, den 2. September.
Nachdem die Wettervorhersage für diesen Tag ja nicht so berauschend war, ließ sich der Tag doch recht vielversprechend an: zwar wolkig, aber trocken, recht kühl – gutes Ausflugswetter also. Um 8.00 Uhr ging es in Gera los und mit kleinem Zwischenstopp in Hermsdorf landeten wir gegen 10.30 Uhr in Bamberg, wo wir von zwei Stadtführern in Empfang genommen wurden. Die Wahl zwischen kurzem und langem Rundgang fiel nicht schwer und los ging es.
Bamberg ist eine wunderbar erhaltene mittelalterliche Stadt, die im Zweiten Weltkrieg so gut wie gar nicht zerstört wurde. Heute kann man noch durch enge Gassen mit altehrwürdigen Fachwerkhäusern spazieren (oder besser gesagt, sich von den Touristenmassen schieben lassen), Bier aus einer der 12 noch bestehenden Brauereien trinken, den Dom mit dem Bamberger Reiter besichtigen und noch vieles mehr.
Unser Weg führte zunächst an der Regnitz entlang, gegenüber ein sehr malerisches Viertel, „Klein Venedig“ genannt – alte Fischerhäuser direkt am Wasser. Heute gibt es nur noch einen Fischer, der sein Handwerk noch betreibt. Am Fluss lagen auch die Häuser der Färber und Gerber, und wir erfuhren, wo die vielen Varianten von „jemanden verhauen“ herkommen: Die Färber haben ihre Widersacher „verbläut“, die Bauern „verdroschen“ und die Schuster haben den Lehrjungen „den Hintern versohlt“. Eigentlich alles gut verständlich, wenn man mal über die Wörter nachdenkt.
Am Dom zeigte uns die Stadtführerin eine Außenkanzel, von der aus ein bekannter, sehr gestrenger Prediger seinen „Schäfchen“ ordentlich ins Gewissen redete und alles verdammte, was Spaß macht: Er hat sie „abgekanzelt“! Und den Handelsherren wurde bei ihrer Zusammenkunft aus dem Buch Mose (Levitikus) vorgelesen, um sie zu ermahnen, redlich zu sein (genaueres kann man zum Beispiel unter [redensarten.net](http://www.redensarten.net) nachlesen).
Nach so vielen interessanten Eindrücken sollten auch die kulinarischen Genüsse nicht zu kurz kommen, und wer wollte, konnte sich in einer der zahlreichen Wirtschaften zu Schäuferla und Schlenkerla niederlassen.
Am Nachmittag ging es dann wieder mit dem Bus in Richtung Vierzehnheiligen, der Wallfahrtsbasilika des Franziskanerordens bei Bad Staffelstein. Und da muss wohl jemand gar nicht brav gewesen sein oder, was wahrscheinlicher ist, er oder sie hat sein Schäuferla nicht geschafft. Der Himmel öffnete alle Schleusen und warf ab, was nur ging, und das war nicht nur nass, sondern auch hart und weiß. Etwa eine Viertelstunde mussten wir vor der Basilika warten, denn an Aussteigen war nicht zu denken, und auch der Bus konnte nicht wenden. Wer hat schon im Spätsommer Winterreifen drauf? Aber auch das ging vorüber, wir durften, der besseren Wendemöglichkeit wegen, bis direkt vor die Tür der Kirche fahren, und just dort hörte der Regen auf und wir konnten doch noch die außergewöhnlich prächtige Kirche besichtigen. Alles zu erzählen, was es dort zu besichtigen gibt, sprengt den Rahmen. Hier [vierzehnheiligen.de](https://www.vierzehnheiligen.de/) kann man noch einmal nachlesen.
Viel Zeit blieb nicht zum Besichtigen, ein Gottesdienst war angesagt, und diesen wollten wir nicht mitnehmen. Stattdessen fuhren wir nach einem langen, durchaus anstrengenden und schönen Tag wieder Richtung Heimat.
Bilder gibt es natürlich auch. Vielen Dank dafür an Johann-Christoph Trinks, Nicole Ecklebe und Gundula Weise!